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Ötztaler 2014 – nur nicht zu viel Zeit an der Labe vertrödeln

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Ende 2013 als wir uns im fast nicht vorhandenem Winter Gedanken über unsere Ziele für 2014 gemacht haben, hat Sibille den Wunsch geäußert den Ötztaler zu fahren. Mein erster Gedanke war dann – ein Jahr später wär mir lieber, aber warum nicht…

Weder von der Länge noch von den Höhenmetern hatten wir bisher auch nur annähernd so einen harten Brocken bewältigt, die 200 Kilometermarke wurde durchaus schon bei der Gerlosrunde bewältigt – allerdings mit einer wesentlich geringeren Dosis an Höhenmetern.

Neben dem üblichen Ausdauertraining versuchten wir uns also auch an möglichst schönen Strecken mit vielen Höhenmetern, die Zillertaler Höhenstraße oder das Stilfserjoch mit dem Ofenpaß als Beispiele.

Allerdings wurde unser Trainingseifer durch einen in Tirol wirklich sehr feuchten, kalten Sommer und unserem stark verzögerten Umzug von Kufstein nach Niederdorf gebremst. Etwas mehr Höhenmeter in den Beinen hätten nicht geschadet!

Bei der Verlosung der Startplätze im Frühjahr sind wir leider leer ausgegangen, um das Ziel Ötztaler trotzdem zu ermöglichen entschlossen wir uns ein Paket mit Startplatz vom Hotel Alphof in Sölden zu buchen.
Etwas Wellness nach den Strapazen kann ja auch nicht schaden! 🙂

Obwohl wir vor dem Ötztaler über 7000 Kilometer und 80000 Höhenmeter geradelt sind waren die Vorbereitungen alles andere als optimal, einzig für Regenwetter waren wir dank nicht vorhandenem Sommer wirklich sehr gut präpariert! Was sich letztendlich auch als wichtig herausgestellt hat.

Anreise und der Tag vor dem Rennen:

Unsere Anreise nach Sölden am Freitag vor dem Rennen verlief eher unspektakulär, nach einer Arbeitsreichen Woche sind wir erst spät Abends  im Hotel Alphof angekommen und waren sehr froh darüber noch ein leckeres Abendessen zu bekommen. Riesen Zimmer, schöner Balkon – ein Abstellplatz für die Räder war schnell gefunden – Videoüberwachter Radkeller, leider von außen zugänglich.

Am Samstag Morgen nutzen wir die regenfreie Zeit für eine kleine Runde über Zwieselstein Richtung Heiligkreuz um dann gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen im Hotel zu sein. Anschließend ging’s in die Freizeitarena zum Ausfassen der Startunterlagen.

Bei unserem kleinen Vormittagsausflug verkündete mein Hinterrad mit lautem Knacksen nichts gutes, direkt im Anschluß habe ich erst mal das Ritzelpaket demontiert und was ich da sah ließ mich erst mal zum Telefon greifen – nach dem OK meines Chefmechanikers Peter habe ich alles wieder zusammen gebaut und beruhigt die Räder für den morgigen Tag fertig gemacht. Mit dem Knacksen werde ich wohl noch einen Tag leben müssen und so lange wird Hinterrad ja auch noch durchhalten…

Dass der Ötztaler nicht zum ersten Mal veranstaltet wird sieht man sofort, hier ist wirklich alles sehr gut organisiert! Um für alle Wetterlagen gerüstet zu sein haben wir dann noch am Brenner und am Timmelsjoch einen Sack mit Wechselkleidung hinterlegt – Sibille auch noch für den Jaufenpaß.

Nachmittags haben wir dann den Wellnessbereich ein wenig unsicher gemacht und den Tag mit einem leckeren Abendessen ausklingen lassen. Sonntag früh sollte es ja zeitig los gehen…

Morgenstund hat… – im Dunklen am Start:

Tagwache um 4 Uhr, und gleich zum Frühstück und gestärkt – im Alphof ist man für die Rennradfahrer bestens gerüstet, das Frühstück wird am Renntag ab 4:30 Uhr serviert und selbst der letzte Finisher bekommt abends noch was zum Essen! Das Paket mit Startplatz war seinen Preis auf jeden Fall wert, wenngleich der Spaß kein Schnäppchen ist.

Um 06:15 Uhr haben wir uns dann am Start eingefunden, zu so „später Stunde“ steht man dann bereits bei Kilometer 1 vor dem Start! Immerhin nicht ganz hinten, geschätzt waren da sicher noch ein paar Hundert hinter uns.

Die Zeit bis zum Start verging wie im Flug, mit uns verbrachte auch Linda vom Conway Allstars Team die restlichen Minuten bis zum Startschuß – der in dieser Entfernung niemanden mehr wirklich aufweckt. Gut 10 Minuten verliert man im hinteren Startblock schon mal bevor man über die Startlinie fährt, dank Einzelzeitmessung nicht weiter tragisch – allerdings wird einem die Zeit nicht von den Karenzzeiten bei den einzelnen Kontrollpunkten abgezogen.

Von Sölden ins Kühtai:

Die Strecke von Sölden ins Kühtai könnte feiner nicht sein, kaum Steigungen und eine perfekt ausgebaute Strecke – alle Verkehrsinseln waren vorbildlich abgesichert – einzig auf die vielen Teilnehmer musste man zum Teil höllisch aufpassen. Es ist wohl nicht jeder gewohnt in der Gruppe zu fahren – gerade in den Kurve halten manche ihre Linie nicht wirklich ein.

Nach ca. 40 Minuten erreichten wir den Anstieg ins Kühtai – noch schnell der wämrenden Jacken entledigt ging es an die ersten Höhenmeter, leider zeigte sich bereits hier dass Sibille etwas angeschlagen war – erste Krämpfe bereits am Anfang der Steigung liesen nichts gutes erahnen.

Nach 2 Stunden erreichten wir dann das Kühtai – bis hierher hielt das Wetter immerhin! Trotz der leichten Krämpfe ging es eigentlich recht gut, ein paar Kühe mitten auf der Fahrbahn ließen das Adrenalin dann noch ein wenig ansteigen und oben angekommen versuchten wir schnellstmöglich die Meute an der Labe hinter uns zu lassen – Vorbeifahren war nicht möglich, hier war einfach alles blockiert.

Über Kematen nach Innsbruck und weiter zum Brenner:

Die Abfahrt durchs Kühtai nach Kematen macht auf der gesperrten Straße richtig Spaß, allerdings wurde dieser etwas durch verletzte Fahrer die gerade von der Rettung versorgt und abtransportiert wurden etwas getrübt – von diesen Eindrücken gebremst ging es mit bis zu 80 Sachen durch’s Kühtai.

Die Verlockung in Kematen beim Ruetz Pause zu machen war groß, wir konnten aber wiederstehen und fuhren recht flott weiter nach Innsbruck und in den Anstieg zum Brenner – in Innsbruck begann es dann auch zu Regen (im Kühtai nur leichtes Nieseln).

Vom Regen begleitet ging es den langen Anstieg zum Brenner hoch, hier muss man eigentlich nur aufpassen dass man sich nicht von den schnelleren Fahrern mitreißen lässt und überdreht40 Kilometer später erreichten wir dann die Labestation am Brenner, unsere Freunde Melanie und Lukas erwarteten uns bereits. Dank ihrer Hilfe konnten wir uns im Labechaos besser zurecht finden, leider lief uns etwas die Zeit davon so dass wir weder das Essen noch die Band richtig genießen konnten.

Rasant nach Sterzing und gemütlich den Jaufenpaß hinauf:

Die Abfahrt vom Brenner nach Sterzing ist leider viel zu kurz, keine 30 Minuten nach Verlassen der Brenner-Labe fuhren wir schon wieder in den nächsten Anstieg und der hat es schon recht ordentlich in sich!

Ich fand die Steigung sehr angenehm, Sibille fand ein gutes Tempo und so ging es Kilometer um Kilometer nach oben – 20 davon sollten es sein. Interessant ist dass man an diesem Punkt eigentlich immer wieder die gleichen Leute um sich hat, man kennt die Trikots inzwischen. Das eine oder andere Drama bekommt man auch schon mit, manch einer erreicht den Jaufen bereits am Limit.

Gut einem Kilometer unter dem eigentlichen Jaufenpaß befindet sich die Labestation – nach 8 Stunden im Sattel und angesichts der Tatsache dass jetzt noch das Timmelsjoch kommt schaufelten wir erst mal ordentlich was rein! Die schnellen Fahrer waren jetzt bereits im Ziel und hatten das Glück vom Regen verschont zu bleiben.

Abfahrt, St. Leonhard und der lange Weg zum Leiden…:

Ein guter Teil der Strecke vom Jaufenpaß nach St. Leonhard hinunter ist frisch asphaltiert, die Abfahrt war bis auf den einsetzenden Regen ein Genuß! Auf gesperrter Straße kann man es so richtig schön laufen lassen, die 20 Kilometer brachten wir in unter 30 Minuten hinter uns.

In St. Leonhard im Kreisverkehr dann wieder mal ein Fahrer oder eine Fahrerin am Boden, macht einem wieder mal bewusst dass es nur ein Ziel gibt – gesund ankommen, im Zweifelsfall auf jeden Fall aber gesund bleiben und nicht ankommen…!

Die Auffahrt zum Timmelsjoch kannten wir schon von einem früheren Kurzurlaub in Südtirol, dieses Mal hatten wir allerdings schon ein paar tausend Höhenmeter in den Beinen. Bis Moos lief’s eigentlich recht gut, allerdings war der Besenwagen und auch die Rennleitung immer öfters zu sehen – kein gutes Zeichen. 🙂

Die Labestation „Schöne Aussicht“ – bei dem Wetter war keine Rede davon – begrüßte uns mit jeder Menge Wasser von oben, wir versuchten in so kurzer Zeit wie möglich so viel Suppe und Müsliriegel wie es nur geht zu verschlingen, was mit jedem Kilometer schwieriger wurde.

Der Anstieg zum Timmelsjoch zieht sich wirklich, zum Dauerregen kam jetzt noch im oberen Bereich ein starker Gegenwind dazu – ein guter Grund eine weitere kurze Pause nur drei Kehren vor dem Tunnel ein zu legen, meine Hände waren inzwischen ordentlich am frieren.

An der Tunneleinfahrt begrüßte uns ein Teilnehmer mit lautem „FINISHER – ihr habt es geschafft!!! Gratuliere, ihr seits der Wahnsinn…“ Motivationsgeschrei, keine Ahnung was der Nette Herr da vorher für einen Energy Drink bekommen hat – aber genialer kann man hier nicht begrüßt werden, vielen Dank noch einmal an den unbekannten Herren! Ein beherzter Anschieber war auch noch für jeden drinnen…

Vom Finisher ist man hier allerdings noch ein ganzes Stück weit weg!

Der schlimmste Teil – Fahrt ins Ziel nach Sölden:

An der letzten Kontrollstelle hatten wir Wechselkleidung hinterlegt, für mich war nur die zusätzliche Regenweste und Handschuhe wichtig – erstere konnte ich mir tatsächlich überziehen, bei den Handschuhen bin ich leider gescheitert! Zum Glück hatte ich noch Gummihandschuhe eingepackt, keine Ahnung wie ich sonst ins Ziel gekommen wäre.

Von den Sturmböen und dem kräftigen Regen halb erfroren ging es in die Abfahrt, das Zittern übeträgt sich wunderschön auf den ganzen Rahmen – selbst ein steifes Carbon-Rad wirkt hier keine Wunder mehr. Zum Teil lag die Sicht unter 30 Metern, nicht nur uns – auch dem Material wurde bei dieser Abfahrt einiges abverlangt.

Der kurze Gegenanstieg war eine echte Erholung, da taten mir die beiden Fotografen vom Sportgraf richtig leid – null Sicht, also keine Fotos mehr und angenehm war’s bei dem Regen sicher auch nicht hier zu verweilen. Die vereinzelten Kühe neben der Fahrbahn und der eine oder andere Schiss direkt auf dieser heiterten auch nicht wirklich auf.

Zum Glück verirrte sich bei dem Nebel keine Kuh vor unser Rad. Wenige Kehren weiter sahen wir noch einen Teilnehmer beim Schlauchwechseln, Hut ab – ich hätte das mit meinen durchfrorenen Fingern nicht mehr geschafft!

Bei guten Verhältnissen kann man die Abfahrt nach Sölden sicher in unter 30 Minuten schaffen, ich war mit 57 Minuten schon mehr als zufrieden – eigentlich sind wir selbst da noch zu viel Risiko eingegangen. Ich kann jeden verstehen der an diesem Tag bei diesem Wetter am Timmelsjoch oder in der Abfahrt nach Sölden das Rennen freiwillig beendet hat!

Die letzten Meter bis zum Ziel gingen dann recht schnell, leider war in Sölden ziemlich viel Verkehr so dass man hier doch deutlich ausgebremst wurde. Die Anfeuerungsrufe von Besuchern und gefinishten Teilnehmern versüssten uns aber die letzten Meter bis ins Ziel. Dort angekommen ging alles recht schnell, wir verzichteten auf die Rettungsdecken und schauten nur dass wir schnellst möglich den Weg zurück ins Hotel finden.

Abendessen, Schlafen, Frühstücken – Finisher Trikot:

Unser Weg führte uns direkt vom Ziel in die Badewanne – erst mal mit einem heißen Bad das Blut wieder zum Zirkulieren bringen… Im Anschluß gab’s dann noch ein richtig leckeres Abendessen, es wurde extra auf uns gewaretet – ein Glück so mussten wir nicht hungern! 🙂

Am nächsten Morgen gingen wir nach dem Frühstück direkt zur Freizeit Arena unser hart verdientest Finisher Trikot abholen. Und die an den verschiedenen Labestationen hinterlegten Kleidersäcke.

Fazit:

Unsere angepeilte Zeit von 12 Stunden haben wir mit 13:03:55 doch etwas überschritten (reine Fahrzeit laut Garmin 11:57), angesichts der schlechten Wetterbedingungen und der Tatsache dass Sibille leicht angeschlagen war aber eine für uns mehr als akzeptable Zeit!

Die Organisation ist wirklich sehr gut, viel Verbesserungspotential gibt es da sicher nicht mehr – von den Kosten her ist es mit dem Hotelpaket sicher kein Schnäppchen mehr, dafür wurde uns aber jede Menge Gegenleistung geboten und im Hotel Alphof wurden wir bestens versorgt.

Mit einem etwas günstigerem Trainingsverlauf und schönerem Wetter wäre der Ötztaler sicher ein tolles Erlebnis gewesen, dem schlechten Wetter geschuldet war es aber zum Ende hin mehr Qual und die Abfahrt nach Sölden hätte ich lieber mit einer zweiten Timmelsjochauffahrt getauscht!

Meinem Garmin Edge 800 ist beinahe der Saft ausgegangen, die Höhenmessung hat am Timmelsjoch den Geist aufgegeben – die Streckenlänge hat er allerdings korrekt mit 228 Kilometern vermessen.

Mal sehen ob und wann uns der Ötztaler wieder sieht… sag niemals nie 😉

Manfred

Leistungssport war noch nie so wirklich mein Ding! Sport muss mir in erster Linie Spaß machen und gut tun. Die Erfahrungen die ich in den letzten Jahren dabei gesammelt habe , möchte ich hier im Blog mit anderen teilen. Wandern, Radfahren, Langlaufen, Skifahren, Rodeln,... - leider hat der Tag nur 24 Stunden. :-)

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